Digitale Balance: Wie wir mit Medien bewusst umgehen können

Jul 29 / Dr. Barbara Studer

Wir leben in einer Welt, in der digitale Geräte, Medien und Bildschirme immer präsenter werden und einen erheblichen Teil unseres täglichen Medienkonsums ausmachen. Gigantisch grosse Firmen reissen sich jeden Tag um unsere Aufmerksamkeit. Es ist ganz klar, dass unser Umgang mit Medien und speziell, wie intensiv und wofür wir diese nutzen, einen Einfluss auf unser Gehirn hat. Medien an sich sind weder schlecht noch gut. Unser Umgang mit ihnen bestimmt, wie sie sich auf unsere Gehirngesundheit und das allgemeine Wohlbefinden auswirken.

Versteckter Stress durch Medien

Studien haben gezeigt, dass übermäßige Mediennutzung, insbesondere die Nutzung sozialer Medien, zu erhöhtem Stress und Angst führen kann. Die ständige Exposition gegenüber sorgfältig kuratierten Online-Lebensstilen kann unser eigenes Leben manchmal als unzureichend erscheinen lassen. Unser Gehirn reagiert auf diesen Stress, indem es unter anderem Cortisol, das "Stresshormon", freisetzt, was langfristig möglicherweise negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben kann.

Sucht im Gehirn

Im Zusammenhang mit digitalen Medien ist es wichtig, die möglichen Suchtprozesse im Gehirn zu berücksichtigen. Der Dopamin-Rausch: Unser Gehirn hat ein eingebautes Belohnungssystem, und einer seiner Hauptakteure...

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Wir leben in einer Welt, in der digitale Geräte, Medien und Bildschirme immer präsenter sind. Sie nehmen einen nicht unbeachtlichen Teil unseres täglichen Medienkonsums ein. Gigantisch grosse Firmen reissen sich jeden Tag um unsere Aufmerksamkeit. Es ist ganz klar, dass unser Umgang mit Medien und speziell, wie intensiv und wofür wir diese nutzen, einen Einfluss auf unser Gehirn hat. Medien an sich sind weder schlecht noch gut. Unser Umgang mit ihnen bestimmt, wie sie sich auf unsere Gehirngesundheit und das allgemeine Wohlbefinden auswirken.

Versteckter Stress durch Medien

Studien haben gezeigt, dass übermäßige Mediennutzung, insbesondere die Nutzung sozialer Medien, zu erhöhtem Stress und Angst führen kann. Die ständige Exposition gegenüber sorgfältig kuratierten Online-Lebensstilen kann unser eigenes Leben manchmal als unzureichend erscheinen lassen. Unser Gehirn reagiert auf diesen Stress, indem es unter anderem Cortisol, das "Stresshormon", freisetzt, was langfristig möglicherweise negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben kann.

Sucht im Gehirn

Im Zusammenhang mit digitalen Medien ist es wichtig, die möglichen Suchtprozesse im Gehirn zu berücksichtigen. Der Dopamin-Rausch: Unser Gehirn hat ein eingebautes Belohnungssystem, und einer seiner Hauptakteure ist Dopamin, oft als "Motivationsmolekül" bezeichnet. Fast immer wenn wir etwas Angenehmes erleben, sei es eine köstliche Mahlzeit oder ein siegreicher Moment in einem Spiel, wird Dopamin freigesetzt, was Gefühle von Freude und Zufriedenheit erzeugt - aber auch das Verlangen nach mehr und mehr davon, was unter anderem die Erhöhung der Dopaminkonzentration verursacht.

Medien, insbesondere soziale Medien und Online-Unterhaltung, können unglaublich fesselnd sein. Jeder "Like", jede "Teilen"-Aktion oder das Erreichen eines neuen Levels löst eine kleine, aber spürbare Freisetzung von Dopamin aus. Tatsächlich arbeitet die Social-Media-Branche mit Neurowissenschaftler:innen zusammen, um den optimalen Rhythmus der Dopamin-Stimulation zu erreichen. “Optimal” heisst in diesem Fall optimal für die Firma und nicht für unser Gehirn, denn das Ziel der Social-Media-Unternehmen ist es unter anderem, unsere Aufmerksamkeit so lange wie möglich zu binden. Dies bewerkstelligen sie, indem genau abgestimmt wird, in welchen Zeitabständen neue Inhalte gezeigt werden, wann der “Like” Ihnen angezeigt wird und so weiter. Im Laufe der Zeit kann dies zu einem Verlangen nach diesen digitalen Belohnungen führen, welches einer Sucht ähnlich sein kann. Es wäre aber in den meisten fällen falsch zu sagen, jemand sei "süchtig". Dennoch sollte man dieses starke Verlange nicht überhand nehmen lassen und die Situation ernst nehmen.

Die Suchtschleife: Da sich unsere Gehirne an diese Dopamin-Ausschüttungen gewöhnen, verbringen wir möglicherweise immer mehr Zeit online, auf der Suche nach der nächsten belohnenden Interaktion. Dies kann sich zu einem habituellen Zyklus entwickeln, in dem wir den digitalen "Kick" verfolgen, oft auf Kosten von Aktivitäten und Verpflichtungen im wirklichen Leben. Und das ist alles andere als ungewöhnlich, denn Studien zeigen, dass Online-Spiele eine höhere Dopaminfreisetzung hervorrufen als reale soziale Interaktion! Das Spielen von ausgeklügelten Online-Spiele oder das Nutzen von sozialen Medien bereitet uns - aus neurochemischer Perspektive - also mehr Freude als das reale Leben…!

Nicht jeder, der sich mit Medien beschäftigt, wird zwangsläufig süchtig, aber es ist entscheidend, die potenziellen Risiken zu erkennen. Übermäßige Mediennutzung kann zu Symptomen führen, die einer Sucht ähneln, einschließlich des Verlusts der Kontrolle, Vernachlässigung anderer Aktivitäten und Entzugserscheinungen bei Entzug von digitalen Geräten.

Es gibt verschiedene Strategien, die uns dabei helfen können, Medien bewusster zu nutzen. Je nach Person wirkt eine Strategie bei einer Person besser als die andere und umgekehrt. Es gibt keine "beste Lösung" in diesem Bereich. Am besten ist es, wenn Sie für sich selbst feststellen, wie Sie Ihren eigenen Medienkonsum erleben um dann eine passende Strategie für Sie selbst zu finden. Eine, die zu Ihnen als Person passt. Eine der vielen Möglichkeiten ist unten beschrieben, der sogenannte "digital Detox". 

Eine mögliche Lösung: Digital Detox

Es gibt aber nicht ausschliesslich schlechte Nachrichten. Die “digitale Entgiftung” oder das bewusste Reduzieren der Bildschirmzeit hat bemerkenswerte Effekte auf unser Wohlbefinden gezeigt. Uns digital zu “entgiften” bedeutet, Zeit festzulegen, in der man sich selbst die Mediennutzung untersagt oder sie zumindest reduziert. Zeit in der Natur verbringen, Sport treiben und Achtsamkeitspraktiken können die Auswirkungen der ständigen Mediennutzung ausgleichen. Diese Aktivitäten lösen die Freisetzung von Endorphinen und Serotonin aus und fördern so Gefühle von Glück und Entspannung. Wie können wir die mentale Gesundheit trotz der negativen Aspekte der digitalen Ära, in der wir leben, fördern?

Ein gesundes Gleichgewicht finden

Eine gesunde Beziehung zu Medien beinhaltet das Setzen von Grenzen und das Achtsamsein bei der Nutzung. Seien Sie sich Ihrer Mediennutzung bewusst und setzen Sie Grenzen für die Bildschirmzeit. Überlegen Sie sich genau, was Sie online konsumieren und beteiligen Sie sich idealerweise an positiven Online-Interaktionen. Bleiben Sie informiert, beurteilen Sie Informationen kritisch und bevorzugen Sie Interaktionen im realen Leben. Es geht nicht darum, sich vollständig zu entkoppeln, sondern darum, Harmonie zwischen der digitalen und der physischen Welt zu schaffen.

Ein praktischer Tipp: Legen Sie mindestens eine Stunde vor dem Schlafen alle digitalen Geräte beiseite, da das blaue Licht, das von den Bildschirmen emittiert wird, die Freisetzung des Schlafhormons Melatonin behindern kann. Eine gute Schlafqualität ist wichtig für Ihre Gesundheit und kann durch die Vermeidung von Mediennutzung vor dem Schlafengehen gefördert werden.

Durch bewussten Medienkonsum und gelegentliche digitale Pausen können Sie Ihre mentale Gesundheit und Ihr allgemeines Wohlbefinden unterstützen. Finden Sie die Balance, die für Sie am besten funktioniert, und genießen Sie die Vorteile sowohl der digitalen als auch der realen Welt.

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